Verfolgung und Widerstand der Zeugen Jehovas im nationalsozialistisch beherrschten Europa

Vortrag: Dr. Tim B. Müller (Verband Deutscher Sinti und Roma, Landesverband Baden-Württemberg, und Arnold-Liebster Stiftung)
Grußwort: Uwe Neumärker (Direktor der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, Berlin)

Mittwoch, 21. Juni 2023, 19.00 Uhr
Dokumentationsstätte Gnadenkirche Tidofeld, Donaustraße 12, 26506 Norden


Zeuginnen Jehovas im KZ Ravensbrück, SS-Foto, 1940
© Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück

Die christliche Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas, die sich auch Internationale oder Ernste Bibelforscher nannte, wurde in der Zeit des Nationalsozialismus systematisch verfolgt. Als Einzelne und als Gruppe leisteten Zeugen Jehovas religiösen Widerstand gegen die NS-Gewaltherrschaft: Sie verweigerten den Hitlergruß, die Mitgliedschaft in NS-Organisationen sowie die Beteiligung an Krieg, Gewalt und Rüstungsproduktion. Sie solidarisierten sich mit anderen Opfergruppen und klärten öffentlich über den verbrecherischen Charakter des Regimes auf.

Fast 14.000 Zeugen Jehovas wurden in Europa inhaftiert, über 4.200 in Konzentrationslagern, wo sie mit einem »lila Winkel« stigmatisiert wurden. Sie stellten auch die größte Gruppe von Kriegsdienstverweigerern im Nationalsozialismus. Ihr Schicksal trug wesentlich zur Verankerung des Grundrechts auf Kriegsdienstverweigerung im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland bei.

Der Historiker Tim Müller gibt in seinem Vortrag einen Überblick über die Forschung und skizziert die wichtigsten Stationen dieser Verfolgungsgeschichte.

© Landtag Baden-Württemberg

 

 

 



Dr. Tim B. Müller, Jg. 1978, Historiker, wissenschaftlicher Leiter des Verbands Deutscher Sinti und Roma Baden-Württemberg und Lehrbeauftragter an der Universität Mannheim; zuvor wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Humboldt-Universität zu Berlin und am Hamburger Institut für Sozialforschung. Forschungen zu Verfolgung und Widerstand von Zeugen Jehovas und Sinti und Roma, intellektueller Emigration und Demokratiegeschichte.

© Stiftung Denkmal, Foto: Marko Priske

 

 

 


Uwe Neumärker, Jg. 1970, Direktor der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, Berlin; 2015/16 Interimsleiter der Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung, Berlin; u.a. Mitgliedschaften im Fachbeirat der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld, Wissenschaftlichen Beirat der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, Stiftungsrat der Stiftung Gedenkstätte Lindenstraße. Vorstandsvorsitzender des Bildungs- und Dokumentationszentrums Prora e.V.