»Alles brannte!«

Jüdisches Leben und seine Zerstörung in den preußischen Provinzen Hannover und Ostpreußen

Bildnachweis: Historisches Museum Hannover – HAZ Hauschild-Archiv

Ausstellung vom 27. Januar bis 30. April 2019

Ausstellungseröffnung: Donnerstag, 24. Januar 2019, 19 Uhr

Wo: Dokumentationsstätte Gnadenkirche Tidofeld
Donaustr. 12, 26506 Norden

Begrüßung: Lennart Bohne, Dokumentationsstätte Gnadenkirche Tidofeld

Grußwort: Walter Demandt, Ökumenischer Arbeitskreis Synagogenweg Norden e.V.

Einführung: Uwe Neumärker, Direktor Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, Berlin

Begleitprogramm:
20. Februar 2019, 19:00 Uhr
Vortrag von Prof. Dr. Bernhard Parisius
»Rassenschande in Norden«
Zur Geschichte von vier Fotografien, die das Bild der Zeit des Nationalsozialismus prägen

1. April 2019, 19:00 Uhr
Vortrag von Almut Holler
»Kinder, geht! Wartet nicht, bevor es zu spät ist!«
Von Fluchtwegen jüdischer Familien aus Norden

Anlässlich des Internationalen Tags des Gedenkens an die Opfer des Holocaust präsentiert die Dokumentationsstätte Gnadenkirche Tidofeld in Zusammenarbeit mit dem Ökumenischen Arbeitskreis Synagogenweg Norden e.V. die Sonderausstellung »Alles brannte!« Jüdisches Leben und seine Zerstörung in den preußischen Provinzen Hannover und Ostpreußen. 

Bei der Ausstellung handelt es sich um ein gemeinsames Projekt der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas und des Ostpreußischen Landesmuseums Lüneburgs. Erstmals wurde die Ausstellung vom 28. April bis 31. August 2014 in der Neuen Synagoge – Centrum Judaicum, Berlin präsentiert. Die Ausstellung bot auf Grundlage zahlreicher bisher unveröffentlichter Dokumente erstmals einen vergleichenden Einblick in die jüdische Geschichte der ehemaligen preußischen Provinzen Hannover und Ostpreußen.

Die Ausschreitungen im November 1938 beendeten für die Juden im niedersächsischen Raum und in Ostpreußen gleichermaßen jede Hoffnung auf eine weitere Existenz in ihrer Heimat. Soweit ihnen die Auswanderung nicht mehr gelang, wurden sie fast ausnahmslos in Ghettos und Vernichtungslager deportiert.

Im niedersächsischen Raum bestanden zahlreiche traditionsreiche jüdische Landgemeinden, so zum Beispiel in Ostfriesland. Anziehungspunkt jüdischen Lebens wurde jedoch die Provinzhauptstadt Hannover, die um 1930 zu den zehn größten jüdischen Gemeinden Deutschlands zählte. Bereits seit Ende der 1920er Jahre verübten Nationalsozialisten antijüdische Anschläge. 1933, nach ihrer Machtübernahme im Deutschen Reich, begann die systematische Verfolgung von Juden auch in Hannover. Zum Scheitelpunkt der antijüdischen Politik wurde der Terror im November 1938. Ab 1941 begannen die systematischen Verschleppungen in den Tod. Eine öffentliche Gedenkkultur, die an die Opfer erinnert und sich mit den Verbrechen der Nationalsozialisten auseinandersetzt, entwickelte sich in Niedersachsen, wie auch anderswo, erst in den 1980er Jahren.

Zentrum des jüdischen Lebens in Ostpreußen war die Hauptstadt Königsberg, in der sich bis zum Ersten Weltkrieg der Liberalismus als politische Bewegung behauptete – länger als in anderen Teilen des Deutschen Reiches. Nach 1919 agitierten völkische Gruppen auch in Ostpreußen. Ihre Propaganda wirkte bei manchen Einwohnern, die nach der Abtrennung der Provinz vom übrigen Reichsgebiet in wirtschaftliche Not geraten waren. Anders als in Hannover setzte eine starke Radikalisierung erst 1928 ein, als die NSDAP Erich Koch als Gauleiter nach Ostpreußen sandte. Die SA überzog die Provinz seitdem mit Terror, der nach 1933 Teil der Regierungspolitik wurde. Auch die ostpreußischen Juden wurden im November 1938 Opfer brutaler Ausschreitungen. Sie teilten in den folgenden Jahren das Schicksal der deutschen und europäischen Juden. Nur an wenigen Orten wird ihrer heute gedacht.

 

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