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»Grafiker, Buchkünstler, Stiller Held« – Das Lebenswerk von Werner Klemke
Dienstag, 23. Mai 2023 um 19.00 Uhr
Bildvortrag mit Matthias Haberzettl (Pirckheimer Gesellschaft)
Grußwort: Tielko de Groot (Lions Club Norden)

Es gibt wohl kaum einen Bürger der ehemaligen DDR, der nicht bereits ein von Werner Klemke (*1917) gestaltetes Buch in den Händen gehalten hat. Seine Illustrationen waren ebenso vielfältig wie die Publikationen, in denen sie erschienen: Kinder- und Märchenbücher, Schul- und Lehrbücher, Gedichtbände, Liederbücher, Romane. Darüber hinaus mannigfaltige weitere Gebrauchsgrafik: Briefmarken, Magazine und Zeitschriften, Bühnenbilder, Plakate, Prospekte, Schallplattenhüllen. Er war Professor für Buchgrafik und Typographie an der Hochschule für Bildende und Angewandte Kunst in Berlin-Weißensee und Mitglied der Akademie der Künste. 1982 erhielt er den Vaterländischen Verdienstorden der DDR in Gold. Nach seinem Tod 1994 folgte Werner Klemkes Beisetzung in einem Ehrengrab der Stadt Berlin. Heute erinnern eine Berliner Tafel und eine nach ihm benannte Parkanlage in Weißensee an Werner Klemkes Lebenswerk.

Dass das Werk von Werner Klemke jedoch nicht nur in der ehemaligen DDR Anklang fand, sondern bis heute weite Beachtung findet, zeigt der ausgewiesene Klemke-Kenner und -Sammler Matthias Haberzettl in seinem Vortrag. Dabei nimmt der Augsburger nicht nur den Künstler, sondern auch den Menschen Werner Klemke in den Blick, der zeitlebens nicht über seine Rolle im Widerstand während der Zeit des Nationalsozialismus sprach: Als Wehrmachtsoldat auf einer Schreibstube fälschte Werner Klemke Papiere für zahlreiche niederländische Jüdinnen und Juden und trug somit zu deren Überleben bei.  

In der unmittelbaren Nachkriegszeit war Werner Klemke im Lager Tidofeld interniert. In dieser Zeit zeichnete er das Grimm-Märchen „Die Bremer Stadtmusikanten“, das von der Norder Druckerei Siebolts im Steindruckverfahren vervielfältigt und wohl zum ersten deutschen Kinderbuch der Nachkriegszeit wurde.